Psychologisches

Ausschnitt aus: Was weiss der Frosch vom Ozean?

                                                                   von Anthony de Mello

Ändere Dich nicht!

Jahrelang war ich neurotisch. Ich war ängstlich, depressiv und selbst-süchtig. Und jeder sagte mir immer wieder, ich solle mich ändern. Und jeder sagte mir immer wieder, wie neurotisch ich sei.
Sie waren mir zuwider, aber ich pflichtete ihnen doch bei. Ich wollte mich ändern, aber ich brachte es nicht fertig, so sehr ich mich bemühnte.
Was mich am meisten schmerzte, war, dass mein bester Freund mir auch immer wieder sagte, wie neurotisch ich sei. Auch er wiederholte ständig, ich sollte mich ändern. Und auch ihm pflichtete ich bei, aber zuwider wurde er mir nicht; das brachte ich nicht fertig. Ich fühlte mich so machtlos und gefangen.
Dann sagte mein Freund mir eines Tages: „Ändere Dich nicht. Bleibe, wie Du bist. Es ist wirklich nicht wichtig, ob Du Dich änderst oder nicht. Ich liebe Dich so, wie Du bist. So ist es nun einmal.“
Diese Worte klangen wie Musik in meinen Ohren: „Ändere Dich nicht, ändere Dich nicht ... Ich liebe Dich!“
Ich entspannte mich, und ich wurde lebendig. Und Wunder über Wunder, ich änderte mich!
Jetzt weiss ich, dass ich mich nicht wirklich ändern konnte, bis ich jemanden fand, der mich liebte, ob ich mich änderte oder nicht.


Die Geschichte mit dem Hammer
aus Paul Watzlawick „Anleitung zum Unglücklichsein“ 

Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschliesst unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüsste er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt, und er hat etwas gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts angetan; der bildet sich etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen will, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloss weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht’s mir wirklich. - Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch noch bevor er „Guten Tag“ sagen kann, schreit ihn unser Mann an: „ Behalten Sie sich doch ihren Hammer, Sie Rüpel!“