Kurzpredigten

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Kurzpredigt zur Zufriedenheit

Wenn ich Leute frage, wie es ihnen geht, antworten - vor allem Ältere - mit "zfriede sii!"
Mir ist nicht immer ganz klar, was sie wirklich meinen:
Dass sie zufrieden sind oder dass sie zufrieden sein sollten.
Der Gesichtsausdruck bzw. der Ausdruck der gesamten Persönlichkeit gibt dann näher Auskunft.
Ich denke, jeder von uns möchte gern zufrieden sein, zufrieden leben.
Und die Bibel legt uns diese innere Haltung z.B. in dem Wort nahe:
Seid dankbar in allen Dingen! (Paulus)
Aber manchmal ist das offensichtlich nicht so einfach.
Entscheidend ist immer der Blickwinkel:
Konzentriere ich mich auf das, was ich kann und habe, geht es mir gut, bin ich wahrscheinlich zufrieden.
Bin ich mit meiner Aufmerksamkeit aber bei dem, was ich vermisse, oder was mich ärgert, was ich vielleicht nicht mehr kann, bin ich unzufrieden.
Beispiel Altersheim: Da gehen zwei mit ihren Rollatos durch den Gang.
Der eine ist zufrieden, weil er sich sagt:
Ich kann noch aufstehen, selbst zum Essen gehen und mich im Altersheim bewegen, und kleine Spaziergänge machen.
Der oder die Unzufriedene sagt: Ich kann nur noch mit einem Rollato durch das Altersheim gehen. Ich kann nicht mehr selbständig mit dem Auto oder dem Zug fahren.
Äußerlich gleichen sich die Umstände: doch einer ist zufrieden, der andere nicht.

Vor einiger Zeit ist mir eine Geschichte zum Thema Zufriedenheit über den Weg gelaufen. Ich fand sie köstlich und möchte Sie Ihnen an dieser Stelle weitergeben:
"Zu einem alten Rabbi kam ein Mann und klagte: "Rabbi, mein Leben ist nicht mehr erträglich. Wir wohnen zu sechst in einem winzigen Raum. Was soll ich nur machen?" Der Rabbi antwortete: "Nimm deinen Ziegenbock mit ins Zimmer!“Der Mann glaubte nicht recht gehört zu haben. "Den Ziegenbock mit ins Zimmer?" "Tu', was ich dir gesagt habe ", entgegnete der Rabbi, "und komm nach einer Woche wieder!"  Nach einer Woche kam der Mann wieder, total am Ende. "Wir können es nicht mehr aushalten, der Bock stinkt fürchterlich!" Der Rabbi sagte zu ihm: "Geh nach Hause und stell' den Bock wieder in den Stall. Dann komm nach einer Woche wieder. " Die Woche verging. Als der Mann zurückkam, strahlte er über das ganze Gesicht. "Das Leben ist herrlich, Rabbi. Wir geniessen jede Minute. Kein Ziegenbock - nur wir sechs. " "

Ich frage mich seitdem wenn ich auf dem Weg zur Unzufriedenheit bin: Was wäre der Ziegenbock in dieser Situation?
Dann kann ich wieder dankbar und zufrieden sein und im übertragenen Sinn sagen:
Das Leben ist herrlich! Nur wir sechs!
Ich wünsche Ihnen und mir die Geistesgegenwart, dass uns die Frage nach dem Ziegenbock im rechten Moment in den Sinn kommt!


"Willkommen!" statt Ärgern!

Ärgern sie sich hier und da? Rufen sie aus und denken: Der Idiot? Gaht’s dem eigentlich noch?
Oder in bestimmten Situationen: Warum muss das immer mir passieren? Das gibt’s doch gar nicht! Warum?
Also mir passiert das hier und da. Und dann ärgere ich mich und habe eine Phase, wo ich richtig ungemütlich werde.
Für meine Mitmenschen nicht einfach zu ertragen und für mich gesundheitsschädlich. Sich ärgern macht krank.
Deshalb schreibt Paulus an einer Stelle: Seid dankbar in allen Dingen! D.h. in allen Situationen, die Euch begegnen.
Und auf die Frage „Warum dankbar?“ würde er antworten:
Weil uns alle Dinge zum besten dienen!
Die Frage ist, ob wir das glauben, und ob wir auf Befehl dankbar sein können. Gefühle kann man ja nicht einfach befehlen, genauso wenig wie Vertrauen oder Glauben. Diese Dinge sind da oder eben nicht da.

Aber wir können Schritte unternehmen.
Einer davon ist: Mal so tun, als ob es so wäre, und schauen, was dabei heraus kommt.
Das bedeutet, den Anlass für den Ärger als Chance ansehen und innerlich danke sagen. Oder „willkommen!“.
Jemand hat mal geschrieben: "Gott schickt uns nur Engel und Wunder."
Also die ärgerlichen Menschen und Situationen als Engel und Wunder willkommen heissen!
Ich habe es ausprobiert. es gab immer die gleiche Wirkung:
Ich habe entspannen können. Die Welt wurde wieder freundlicher.
Der Ärger ging zurück. Unerträgliches wurde erträglicher.
Selbst körperliche Schmerzen wurden weniger.
Das ist wie ein Wunder: Wenn ich den Ärger, d.h. auch den Widerstand gegen etwas aufgeben, das sich ansonsten kaum ändern lässt, verwandelt sich nicht nur mein Innenleben sondern auch das, der oder die Ärgerliche.
Zumindest führt es mich zu einer neuen guten Erfahrung.
Ich habe, nachdem ich das schon wusste, einmal ziemlich und hier und da leicht versagt und bin im alten Muster des Ärgers wieder gelandet.
Dann habe ich gemerkt, wie wenig es bringt, wie unökonomisch es ist. Sich ärgern über etwas, das nicht zu ändern ist, macht wertvolle Lebenszeit zur Hölle. Und dort zu sein, bringt nichts und niemandem etwas.
Dann konnte ich wieder umschalten und willkommen sagen.
Und schon wurde das Leben wieder freundlicher.
Das ist gute Alchemie: Verwandlung von Dreck in Gold.
Sie müssen mir übrigens nicht glauben, aber wie wäre es mit ein paar Versuchen?!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und mir Tage voller Engel und Wunder!